Schon des längeren plagt mich dieses große Thema. Immer häufiger ertappe ich mich selbst dabei wie ich zu Büchern greife, die ich früher nie gelesen hätte. Zum Teil lasse ich Fantasybücher liegen und lese einen anspruchsvollen Geschichtsroman. Ich habe mich nicht getraut, bin im vertrauten Genrekreis geblieben. Ja keine Experimente, denn was wäre wenn mir das Buch nicht gefällt?
Diesen Fragen gehe ich heute auf den Grund, habe ein paar andere Leser befragt und es ist einiges dabei rausgekommen.

Die Komfortzone

Man fühlt sich wohl, Geschichten die man schon immer geliebt hat. Lieber Harry Potter re-readen, als ein anderes Buch. Aber warum tun wir das? Menschen sind Gewohnheitsfanatiker. Veränderungen sind oft ein Sprung ins Ungewisse und dies ist Literatur definitiv auch. Sobald ich zu einem Buch greife, das ich bisher nie gesehen habe, von dem ich nie gehört habe, ist das ein Sprung ins Ungewisse. Ich traue mich etwas, entdecke neue Seiten an mir. Und dennoch bin ich jahrelang fest gefahren gewesen in Fantasy und Jugendbüchern. Natürlich liebe ich diese Genre immer noch, aber ich hab mich nie getraut aus meiner Komfortzone herauszutreten, nie einen Thriller gelesen oder einen Liebesroman, weil ich Angst hatte, dass es mir nicht gefällt. Früher war mir das nie bewusst, doch als ich mich näher damit beschäftigt habe, fiel es mir auf. Dies ist ja aber garnicht schlimm und dennoch wollte ich dem Thema mal auf den Grund gehen. Daher habe ich einige Menschen befragt, wie deren Leseverhalten ist und warum sie meist im gleichen Genre lesen.

Warum man sich nicht traut

Das ist eine gute Frage! Was hindert uns daran andere Bücher zu lesen? Dazu habe ich einfach mal ein paar Meinungen eingeholt, die sehr interessant waren!

„Ich lese gerne Kriminalromane und bleibe auch gerne dabei, weil ich nicht enttäuscht werden will. Ich habe ziemlich wenig Zeit und weiß dann was mich erwartet. Ich habe so 3-4 Autoren, die ich immer lese und dann möchte ich einfach entspannen und mich nicht ins Ungewisse stürzen.“ 
(Mama) 😀


„Also ich würde sagen, bei mir ist es einfach so, dass ich lese um abzuschalten und weil ich Spaß daran habe. Wenn ich jetzt ein Buch lese, was mich überhaupt nicht interessiert, dann quäle ich mich ja dort durch und nehme auch garnicht wirklich auf, was ich lese. Ich könnte z.B. nie einen historischen Roman lesen. Das ist einfach nichts für mich und da würde ich mich durch quälen, evtl. dann nicht mehr lesen oder ne Leseflaute bekommen“ 
(Nicki von Nickis Bücherwelt)


„Ich traue mich nicht in andere Genre, weil ich mich auf diese oft nicht richtig konzentrieren kann. Bei Thrillern habe ich z.B. Angst. Die kann ich nicht lesen, da ich sonst nicht mehr schlafen kann und Krimis packen mich einfach nicht richtig. Das ist auch mit ein Grund, weshalb ich fast nur 
mein Lieblingsgenre lesen“ 

„Ich traue mich da nicht immer ran, weil ich Angst habe, dass es mich nicht richtig interessiert und eher dafür sorgt, dass ich überhaupt nichts mehr davon wissen will. Das wäre ja dann irgendwie verschwendete Zeit und auch verschwendetes Geld. Ich bleibe also lieber bei den Büchern, die ich gerne lese, anstatt Dinge zu riskieren, die mir überhaupt nicht gefallen könnten. Bin da wohl irgendwie einfach zu sehr Gewohnheitstier.“
(Florian)


Bei mir hat es sich über die Jahre entwickelt. Am Anfang habe ich einiges ausprobiert und erst dann hat sich herauskristallisiert, welche Genre mich am meisten interessieren. 
Ich habe früher auch Thriller und anderes gelesen, aber habe mich in der Fantasy am ehesten wohlgefühlt. Ich brauche Geschichten deren Charaktere, Handlungsorte und Welten tiefgründig und die sich langfristig entwickeln. Sprich mit mehr Komplexität. Daher greife ich auch eher 
zu mehren Teilen und Reihen. Meistens werde ich von anderen Genre enttäuscht, 
weshalb ich dann eher wieder zu einem Fantasybuch greife. An sich traue ich mich schon, 
aber oft finde ich nicht das, womit ich mich auch wohlfühle.
(Philip von Bookwalk)


Was ist, wenn wir alt sind?

Ich bin nun 23 und mein Lesegeschmack verändert sich sehr stark! Natürlich lese ich immer noch Jugendbücher und Fantasy, weil es schön ist in diese Welten einzutauchen. Aber dennoch lese ich immer häufiger anspruchsvollere Literatur, beschäftige mich mit Themen in Büchern von denen ich früher die Finger gelassen habe. Und das tut mir verdammt gut! Ich erweitere mein Horizont, lerne Neues kennen und lasse mich von dieser Erwachsenenwelt tragen.

Alle Geschichten, die ich lese sind ein Teil von mir und das ist bei euch ebenso der Fall. Alle Geschichten, die wir gelesen haben oder die wir lesen werden sind ein Teil von uns. Wir verlieren uns in Welten, gehen auf Entdeckungsreise mit den Protagonistin, erleben ihre Entwicklung und erkennen uns selbst in ihnen wieder. Sie begleiten uns in unserem Lebensweg und egal welches Alter wir haben, wir sind immer noch die gleichen, wir lieben Harry Potter, auch noch mit 80, weil wir uns zurückerinnern. Wir lieben Michael Ende, weil er uns beigebracht hat, was wir sein können und wir lieben Cornelia Funke, weil sie uns gezeigt hat, dass es sich lohnt hinter den Spiegel zu schauen. Also, auch wenn wir alt sind, werden unsere Geschichten uns immer begleiten. Egal aus welchem Genre.

Dennoch ist es schön, das alte, bekannte festzuhalten und ich werde auch mit 70 noch Harry Potter lesen und mich daran erinnern, wie sehr ich diese Welt geliebt habe und es immer noch tue.

Was ist der richtige Weg?

Es gibt keinen! Da jeder für sich selbst entscheidet, was er lesen möchte und wieviel. Ich finde es super schön in andere Welten einzutauchen und welche das sind ist mir im Prinzip auch egal, denn jedes Buch kann mir gefallen, aber eben auch nicht. Deshalb traue ich mich öfter mal raus aus meiner Komfortszene und das tut mir gut. Das heißt natürlich nicht, das es schlecht ist im bekannten Genre zu bleiben! Das ist genauso gut, da wie ihr wisst, dennoch jedes Buch natürlicherweise seine eigene Geschichte hat, den anderen Autor und die andere Welt.

Wie sieht ihr das mit den Genre? Lest ihr komplett unterschiedlich 
oder bleibt ihr lieber in einem oder ein paar Genre?